Samstag, 20. April 2024

Bei Inna Weit läuft’s

Sprinterin des LC Paderborn startet diesen Freitag bei der Leichtathletik-EM über 200 Meter

Von Matthias Wippermann

Inna Weit - LC Paderborn

Auf die Plätze, fertig, los: Am kommenden Freitag fällt für Paderborns Sprinterin Inna Weit der Europameisterschafts-Startschuss für die 200 Meter (Fotos: Jörn Hannemann)

 

P a d e r b o r n / H e l s i n k i

(WB). 90 Athleten des Deutschen Leichtathletik Verbands (DLV) sind bei der heute beginnenden Europameisterschaft in Helsinki am Start – 45 Männer, 45 Frauen. Eine von ihnen ist Inna Weit vom LC Paderborn. Ihr kommt eine besondere Ehre zuteil.

Sie ist die einzige Deutsche, die Schwarz-Rot-Gold über die 200 Meter vertritt. Die EM-Norm (23,30 Sekunden) hat die 23-Jährige eim Olympia-Qualifikations-Wettkampf in Mannheim mit 23,08 Sekunden erfüllt und konnte diese formidable Zeit kaum fassen. Bei den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid reichten ihr im Frauen-Finale 23,52 Sekunden zum Titel. Scherzhaft setzt Weit ihre sportliche Entwicklung mit der Geburt ihres Patenkindes in Verbindung. »Seitdem David, der Sohn meiner Schwester Christina, auf der Welt ist, läuft es bei mir. Ich bezeichne ihn immer als meinen persönlichen Glücksbringer«, sagt sie.

Natürlich hat sie aber selbst entscheidenden Anteil an den zuletzt erzielten Erfolgen wie dem Deutschen Meistertitel über die 200 Meter. »Inna hat ihre Technik und Beschleunigungsfähigkeit enorm verbessert«, weiß ihr Trainer Thomas Prange. Inna Weit ergänzt: »Außerdem bin ich erfahrener geworden.

Inna Weit - LC Paderborn

Inna Weit freut sich auf die Europameisterschaft in Helsinki. »Es wäre schon toll, wenn ich eine Runde weiterkäme«, sagt sie.

« Eine Europameisterschaft ist aber auch für die Sprinterin eine neue Erfahrung. Genau wie die Aufmerksamkeit, die ihr entgegengebracht wird. Das WDR-Fernsehen und Paderborns Bürgermeister Heinz Paus besuchten sie bei ihrer Arbeit. Und die ersten Fans haben auch schon geschrieben. »Ich habe Fanpost bekommen. Sie kam beim LC Paderborn mit Rückumschlag an. Die wollen Autogrammkarten, dabei habe ich nicht mal welche«, berichtet die Physiotherapeutin lächelnd.

Ernst wird es für Weit am kommenden Freitag, wenn ab 13 Uhr die Vorläufe der 200-Meter- Wettbewerbe der Frauen beginnen. Um 19.55 Uhr starten die Halbfinals, das Finale beginnt einen Tag später um 19.50 Uhr. Aber so weit denkt sie gar nicht. »Damit beschäftige ich mich nicht. Es wäre schon toll, wenn ich eine Runde weiterkäme«, sagt sie. Wenn sie ihren guten Lauf fortsetzt, ist das auf jeden Fall möglich. »Meine Leistungskurve geht stetig nach oben. Ich habe nicht vor, dass sich das ändert«, sagt Weit.

Am 5. August 1988 wurde sie in Pawlodar (Kasachstan) geboren. Mit sechs Jahren kam sie mit ihrer Familie – Vater Peter, Mutter Anna und Schwester Christina – nach Deutschland. Zur Leichtathletik ist Inna Weit durch die Bundesjugendspiele gekommen. »Ich bin schon damals gerne die Sprintstrecken gelaufen. Weitsprung fand ich auch gut, Weitwurf habe ich gehasst«, sagt sie. Ihr erster Verein war der TSV Schloß Neuhaus, mit elf Jahren wechselte sie zum LC Paderborn. Seit mehr als zehn Jahren trainiert sie nun schon mit Thomas Prange. »Mit 13 Jahren war ich als Zuschauerin bei den Deutschen Meisterschaften, wo Thomas mitlief. Das dachte ich: Wie cool, dein Trainer läuft bei den Deutschen Meisterschaften«, blickt sie zurück.

Ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin machte sie im Lippe-Institut in Bad Lippspringe. Nun arbeitet sie in der Praxis für Physiotherapie und Gesundheit Stabel in Paderborn. »Mein Opa und ich haben uns früher immer gegenseitig massiert. Er war medizinisch interessiert und hat auch mein Interesse in dieser Richtung geweckt. Auch durch den Sport war es naheliegend, beruflich in diesen Bereich einzusteigen«, sagt Inna Weit, die übrigens die Freundin des amerikanischen Basketballers Nick Freer ist. Der war in der vergangenen Saison Kapitän des Paderborner Pro-A-Ligisten Baskets und weilt derzeit in seiner Heimat. Ob er auch in der kommenden Saison für Paderborn spielt, ist noch offen.

Offen ist auch, ob sich nach der Europameisterschaft in Helsinki Weits Traum von den Olympischen Spielen in London erfüllt. Trainer Thomas Prange hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie doch noch in die 4×100-Meter-Staffel rutscht. »Inna ist Deutsche Meisterin über 200 Meter, Vierte über 100 Meter und Dritte mit der 4×100-Meter-Staffel des LC Paderborn. Das sollte Qualifikation genug sein, zumindest für einen Ersatzplatz.

« Jetzt ist aber erstmal Europameisterschaft. Da will Inna Weit ihre Form bestätigen. Schließlich steht sie über 200 Meter als Deutschlands  einzige Teilnehmerin dieser Disziplin im Blickpunkt des DLV, in dem des LC Paderborn natürlich sowieso – und vielleicht gibt es ja schon bald Autogrammkarten der EM-Teilnehmerin.

Quelle: Westfalen-Blatt