Sonntag, 28. April 2024

Leipzig ist kein gutes Pflaster

LEICHTATHLETIK: Paderborner Sprinterinnen laufen bei der Hallen-DM an den Medaillen vorbei
VON FRANK BEINEKE
 
Paderborn/Leipzig. Bei den vergangenen drei Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften war Inna Weit stets die Königin der 200 Meter gewesen. Das Sprint-Ass vom LC Paderborn triumphierte zwei Mal unter freiem Himmel und ein Mal in der Halle. Doch bei den Hallenmeisterschaften in der Arena Leipzig musste sich Weit gestern mit Rang vier zufrieden geben. Hinzu kommen ein sechster Platz über 60 Meter und weiterer vierter Rang mit der 4 x 200-Meter-Staffel. Angesichts starker Konkurrenz keine schlechten Ergebnisse – doch mit ihren Zeiten konnte Inna Weit nicht zufrieden sein.
 „Ich war leider nicht in guter Form und habe in dieser Hallensaison eigentlich kein einziges gutes Rennen erwischt“, bilanziert die 25-Jährige, die das maue Abschneiden in Leipzig aber nicht allzu tragisch nimmt. „Ich habe mich diesmal halt voll auf den Sommer konzentriert. So fehlten mir auch die Körner. Leipzig war nur eine Zwischenstation, bei der ich sehen wollte, wo ich stehe. Und es hat sich gezeigt: Es gibt eine Menge zu tun“, betont Weit.

Denn die Konkurrenz hinterließ in Leipzig einen ganz starken Eindruck. So hätte Weit auch mit ihrer Siegerzeit von der Hallen-DM 2013 (23,53 Sekunden) diesmal nur Bronze über 200 Meter geholt. Vor allem Rebekka Haase überraschte. Die 20-Jährige aus Aue stellte in 23,17 Sekunden eine europäische Jahresbestzeit auf und blieb fast fünf Zehntel unter ihrem bisherigen Hausrekord.

„Das war richtig stark“, zollt auch LC-Sprinttrainer Thomas Prange der neuen deutschen Meisterin höchsten Respekt. Zugleich hatte er sich von seiner eigenen Athletin mehr erwartet. „Die Trainingsergebnisse hatten auf etwas anderes hingedeutet, denn da war Inna richtig stark. Aber vielleicht hat sie sich diesmal zu sehr unter Druck gesetzt“, mutmaßt Prange. Trotz der fehlenden Lockerheit wäre über 200 Meter dennoch Bronze drin gewesen. So hatte Inna Weit auf der Zielgeraden die Mannheimerin Nadine Gonska schon fast überholt, ehe sie auf den letzten Metern ins Straucheln geriet. Für beide Athletinnen wurden 23,74 Sekunden notiert, doch das Zielfoto sprach für Gonska.

Mit Josefina Elsler hatte noch eine weitere Sprinterin des LC Paderborn den Endlauf über 200 Meter erreicht. Die 22-Jährige hatte jedoch Pech bei der Auslosung und erwischte die denkbar ungünstige Innenbahn. „Da bist du von vorne herein chancenlos“, kommentiert Prange die 24,40 Sekunden, in denen Elsler auf Rang sechs landete. Doch im Zeitvorlauf hatte die LC-Athletin in 23,84 Sekunden einmal mehr bewiesen, dass mit ihr künftig zu rechnen ist.

Über die 60 Meter war Josefina Elsler am Samstag zudem gleich drei Mal unter 7,50 Sekunden geblieben. Im Finale lief sie beim souveränen Sieg der deutschen Sprint-Queen Verena Sailer (7,14 Sekunden) in 7,46 Sekunden sogar auf den fünften Rang vor. Damit lag Elsler sogar noch einen Platz vor Inna Weit, die in 7,48 Sekunden finishte. „Dabei hatte Josefina im Finale einen katastrophalen Start erwischt“, berichtet Thomas Prange, dessen Athletinnen Britta Tomkel und Janina Kölsch in den Zwischenläufen ausgeschieden waren. Kölsch hatte jedoch im Vorlauf ihre persönliche Bestleistung (7,58 Sekunden) eingestellt.

Josefina Elsler zog derweil ein positives Fazit. „Ich bin zufrieden. Das waren hier in Leipzig prima Leistungen, die mir eine Menge Motivation für die Sommersaison geben“, resümiert die LC-Sprinterin, die nun verstärkt an ihren Starts arbeiten will. „Denn gerade dort liegt noch sehr viel Potenzial brach“, erklärt die 22-Jährige, die zum Abschluss der Titelkämpfe noch in der Paderborner Sprintstaffel im Einsatz war. Zusammen mit Inna Weit, Ina Thimm und Britta Tomkel liebäugelte Elsler hierbei mit einer Medaille. Doch am Ende fehlte eine gute Sekunde auf die drittplatzierten Leverkusenerinnen. Trotz der Saisonbestzeit von 1:37,02 Minuten blieb dem LC-Quartett nur der vierte Rang.

„Auch hier war die Konkurrenz diesmal verdammt stark. Platz vier geht im Grund genommen auch voll in Ordnung“, urteilt Trainer Prange, der sich lediglich eine etwas bessere Zeit gewünscht hätte. Doch Inna Weit und Josefina Elsler, die zu diesem Zeitpunkt jeweils fünf Einzelrennen in den Knochen hatten, wirkten auf den Positionen eins und zwei ein wenig kraftlos. Zudem funktionierte der letzte Wechsel von Ina Thimm auf Britta Tomkel alles andere als reibungslos. Und somit kehrten die Paderbornerinnen gestern ohne Podestplatzierung aus Leipzig zurück.

„Ich sehe für die Freiluftsaison dennoch alles andere als schwarz“, sagt Thomas Prange. Inna Weit will sich nun erst einmal eine einwöchige Pause gönne, verspricht aber bereits jetzt: „Ich werde im Sommer voll angreifen.“ Denn unter freiem Himmel will die pfeilschnelle Paderbornerin die Königin der 200 Meter bleiben.

 
Quelle: Neue Westfälische 25.02.2014