Freitag, 17. Mai 2024

Weit triumphiert in Wattenscheid

LEICHTATHLETIK: Paderbornerin holt bei der Deutschen Meisterschaft Gold über 200 Meter
 

Inna Weit - LC Paderborn

Grenzenloser Jubel (FOTO: ANKE FLEIG/SVEN SIMON)

Bochum/Paderborn. Inna Weit war sichtlich baff. „Ich kann’s noch gar nicht glauben“, kommentierte die 23-jährige Sprinterin vom LC Paderborn kurz nach dem Zieleinlauf das, was sich am gestrigen Sonntag um 17.50 Uhr im Wattenscheider Lohrheide-Stadion abgespielt hatte. In 23,52 Sekunden war Inna Weit bei den 112. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften zum Titel über 200 Meter geflogen.

„Inna wollte eine Medaille. Aber mit Gold hatten wir nicht unbedingt gerechnet“, betonte LC-Trainer Thomas Prange. Doch spätestens nach dem Vorlauf war Weit in die Rolle der Topfavoritin geschlüpft. Denn während die Leverkusenerin Cathleen Tschirch, die mit 22,98 Sekunden die deutsche Jahresbestenliste anführt, verletzungsbedingt auf einen Start in Wattenscheid verzichten musste, zauberte die Paderbornerin bärenstarke 23,39 Sekunden auf die Laufbahn. Damit war sie die mit Abstand Schnellste der beiden Vorläufe – und die Nervosität stieg deutlich an.

„Eigentlich ist Inna sehr, sehr nervenstark. Aber so aufgelöst habe ich sie noch nie erlebt. Sie war irgendwie merkwürdig“, beschrieb ein schmunzelnder Thomas Prange die Stimmungslage seiner Athletin vor dem A-Finale. Doch in eben jenem Endlauf bewies Inna Weit Klasse und Stehvermögen. Die Mannheimerin Anne Cibis-Möllinger lag in der Kurve noch vorne und machte auch auf der Zielgeraden reichlich Druck. Doch Weit, die schon die 100-Meter-Rennen und die Staffel in den Beinen hatte, hielt glänzend dagegen und machte die Sensation perfekt. Mit gut zwei Zehnteln Vorsprung holte das LC-Ass die Goldmedaille.

„Ich wusste, dass ich das beste Finish habe“, sagte eine freudestrahlende Inna Weit, die mit ihren Auftritten in Wattenscheid endgültig die Fahrkarte zur Europameisterschaft in Helsinki (27. Juni bis 1. Juli) löste. Dort startet die Paderbornerin über 200 Meter. Ein Staffel-Einsatz sei aufgrund des engen Zeitplanes dagegen nicht möglich.

Schade eigentlich, denn am Samstag hatte Inna Weit bereits ihre nicht minder starken Qualitäten über 100 Meter unter Beweis gestellt. So holte die Paderborner 4 x 100 Meter-Staffel der Frauen zum Auftakt der Titelkämpfe Bronze. Britta Tomkel, Inna Weit, Sarah Noll und Sinje Florczak mussten sich nur den Staffeln aus Wattenscheid und Mannheim geschlagen geben. In 45,94 Sekunden verbesserte das LC-Quartett hierbei einen 25 Jahre alten Kreisrekord (46,06). „Es war kein perfektes Rennen, denn die letzten beiden Wechsel waren nicht so gut. Aber Bronze ist natürlich super“, urteilte LC-Coach Prange über die Leistung seiner Staffel, die erstmals in dieser Besetzung gelaufen war. Inna Weit glänzte dann auch in den Einzelrennen über 100 Meter. Als Vorlauf-Vierte qualifizierte sie sich mühelos fürs Finale. In 11,46 Sekunden gab’s bei einem Rückenwind von 1,7 Metern pro Sekunde obendrein eine persönliche Bestleistung.

Im A-Finale wurden für Inna Weit dann sogar 11,43 Sekunden notiert. Allerdings war die Windunterstützung (3,0 m/s) diesmal zu stark. Am Ende landete die 23-jährige LC-Athletin hinter Europameisterin Verena Sailer (Mannheim), Shootingstar Tatjana Pinto (Münster) und Anne Cibis-Möllinger (Mannheim) auf Rang vier. Ganze zwei Hundertstel fehlten zur Bronzemedaille.

„Inna hatte einen kleinen Fehler nach 15 Metern. Aber es war ein nahezu perfektes Rennen und sie hat ihre Leistung einmal mehr super abrufen können“, erklärte Thomas Prange und fügte an: „Vor der Saison hätten wir uns einen vierten Platz im A-Finale einer Deutschen Meisterschaft nie erträumen lassen.“ Doch am Sonntag sollte dann sogar der Traum von einer Goldmedaille in Erfüllung gehen.

Für Sinje Florczak gingen die Hoffnungen auf eine Podestplatzierung in einem Einzelwettbewerb dagegen nicht in Erfüllung. Die 26-jährige Weitspringerin vom LC Paderborn wurde mit 6,38 Metern Fünfte und lag damit nur elf Zentimeter hinter der Überraschungssiegerin Beatrice Marscheck (Gießen).

Zudem waren vier weitere Einzelstarter vom LC Paderborn in Wattenscheid mit dabei. Kugelstoßer Leonid Ekimov wurde mit 17,67 Metern Zehnter, blieb aber unter der erhofften 18-Meter-Marke. Teamkollege Johann Gerok kam nur auf enttäuschende 16,88 Meter. Carolin Zinn (3.000 Meter Hindernis, 10:55,20 Minuten) und LC-Hochspringer Nils Kappeller (2,05 Meter) zeigten solide bis gute Leistungen, verfehlten aber ihre persönlichen Bestmarken.

Quelle: nw-news.de