Samstag, 27. April 2024

Staffel des LC Paderborn holt DM-Bronze

Leipzig/Paderborn. Die ganz großen Wünsche gingen für den LC Paderborn bei den 64. Deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften nicht in Erfüllung. Das lag vor allem an den muskulären Problemen der Vorzeige-Sprinterin Tatjana Pinto. Die Titelverteidigerin musste am Samstag auf das A-Finale über 60 Meter verzichten und fiel auch am Sonntag in der abschließenden 4 x 200-Meter-Staffel aus. Am Ende reichte es für das Paderborner Frauen-Quartett in der ausverkauften Arena Leipzig aber immerhin zu einer Bronzemedaille.

„Wir hatten uns sicher mehr erwartet. Aber angesichts der Umstände können wir mit dem dritten Platz zufrieden sein“, resümierte LC-Coach Thomas Prange. In 1:37,12 Minuten mussten sich Inna Weit, Josefina Elsler, Alina Kuß und Chantal Butzek am Ende den Staffeln aus Dortmund (1:35,41) und Berlin (1:37,10) geschlagen geben. Letztlich hatte das LC-Quartett Glück, dass Wattenscheid wegen einer Bahnübertretung disqualifiziert wurde. Ansonsten wäre es wohl nur der undankbare vierte Platz geworden. „Insofern sind wir über Bronze sehr glücklich, wenngleich sicherlich der zweite Platz drin gewesen wäre. Aber wir mussten halt improvisieren“, erklärte Schlussläuferin Chantal Butzek und übte Selbstkritik: „Ich bin viel zu weit außen gelaufen. Und am Ende war ich im anaeroben Bereich.“ Doch auch Inna Weit, die zuvor die Kraft raubenden 400-Meter-Läufe absolviert hatte, und Josefina Elsler, die die 200-Meter-Einzelrennen bestritten hatte, mussten die allerletzten Reserven mobilisieren. „Josefina hatte sogar Krämpfe“, berichtete Prange.

Hartnäckige Wadenkrämpfe hatten am Samstag auch Tatjana Pinto einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auf ihrem Weg zur angestrebten Titelverteidigung hatte die 24-jährige LC-Sprinterin zunächst im Vorlauf (7,20 Sekunden) und Zwischenlauf (7,18) äußerst souveräne Vorstellungen geboten. Doch beim Aufwärmen vor dem A-Finale tauchten dann die besagten Krämpfe auf. „Das Risiko eines Faserrisses war uns zu hoch“, begründete Trainer Prange den Verzicht auf den Endlauf, in dem Chantal Butzek somit die Fahne des LC Paderborn hochhalten musste.

In einem unfassbar schnellen 60-Meter-Finale überzeugte die 19 Jahre junge Paderbornerin mit Rang fünf. „Mit der Platzierung bin ich super zufrieden. Aber ich wäre gerne unter 7,30 gelaufen“, bilanzierte Butzek, die die Ziellinie in 7,31 Sekunden überquert hatte. Für eine Medaille aber hätte sie über sich hinauswachsen müssen. Denn selbst beeindruckende 7,19 Sekunden reichten der viertplatzierten Mannheimerin Alexandra Burghardt nicht für den Sprung aufs Podest. „Auf so ein Niveau muss ich erst mal kommen. Da ist noch viel Arbeit angesagt“, sagte Butzek, die dennoch Anfang März bei der Hallen-Europameisterschaft in Belgrad über 60 Meter starten könnte. So haben Gina Lückenkemper und Lisa Mayer bereits ihren Verzicht auf die EM erklärt. Doch auch Butzek wird wohl passen. „Ich muss mehr für die Uni tun. Die Hallensaison ist für mich vorbei“, so Paderborns Nachwuchssportlerin des Jahres.

Eine ehemalige Erfolgsgarantin des LC Paderborn, die ebenfalls erst 19 Jahre jung ist, trumpfte unterdessen gestern über 800 Meter auf. Die Schloß Neuhäuserin Mareen Kalis, die für die LG Stadtwerke München startet, sicherte sich in 2:07,41 Minuten die Silbermedaille. Lediglich Teamkollegin und Topfavoritin Christina Hering (2:06,52) war schneller. „Irgendwie ist mir erst nach den Vorläufen bewusst geworden, dass ich eine reelle Medaillenchance habe“, erklärte Kalis, der im A-Finale eine taktische Meisterleistung gelang. Denn während Topfavoritin Hering einem klaren Start-Ziel-Sieg entgegenlief, befand sich ihre junge Vereinskollegin in Lauerstellung, um dann auf der Schlussrunde Gas zu geben. „Ich wollte mich auf meinen Endspurt verlassen. Das hat geklappt“, freute sich Kalis. Dabei hatte die Medizinstudentin eigentlich keinen Fokus auf die Hallensaison gelegt. Stattdessen war Grundlagentraining für den Sommer angesagt.

In der Freiluftsaison will auch Inna Weit voll angreifen. Unterm Hallendach erreichte die 28-jährige Paderbornerin auf der (noch) ungewohnten 400-Meter-Distanz immerhin das A-Finale. Nach 55,15 Sekunden im Vorlauf musste sich Weit dort aber mit 56,15 Sekunden und Rang sechs zufrieden geben. „Rein läuferisch war das schon ganz gut. Aber beim Einscheren hat sie sich jeweils selbst ausgebremst“, urteilte Thomas Prange über seine Athletin, die in Sachen Taktik noch jede Menge Lehrgeld zahlen musste. „Aber draußen wird mit Inna ganz sicher zu rechnen sein“, so der LC-Coach.

Einen tollen vierten Platz holte Josefina Elsler über 200 Meter. Auf der ungünstigen Innenbahn standen für die 25-jährige LC-Sprinterin im Finale jedoch nur 24,30 Sekunden zu Buche. Die Medaillenplätze waren beim Sieg der überragenden Rebekka Haase (22,77) ziemlich weit entfernt. Doch auch für Elsler gab es Bronze in der Staffel. Und so hatten tückische Titelkämpfe doch noch ein Paderborner Happy-End zu bieten.

 Quelle: Neue Westfälische 2017