Freitag, 26. April 2024

Tatjana Schulte vom LC Paderborn fühlt sich am Pazifik pudelwohl

Im Heimaturlaub trainiert

Training in der alten Heimat: Tatjana Schulte absolvierte in den vergangenen Wochen bei ihrem Coach Michael Krusemark so manche Übungseinheit im Paderborner Ahorn-Sportpark. - © Marc Köppelmann
Training in der alten Heimat: Tatjana Schulte absolvierte in den vergangenen Wochen bei ihrem Coach Michael Krusemark so manche Übungseinheit im Paderborner Ahorn-Sportpark. | © Marc Köppelmann

Büren-Steinhausen/Paderborn. Heute Abend setzt sich Tatjana Schulte in den Flieger nach San Francisco. Hinter ihr liegt dann ein vierwöchiger Heimaturlaub in Steinhausen. Vor ihr liegt ein weiteres Semester an der University of San Francisco. Denn seit Herbst 2015 studiert die erfolgreiche Leichtathletin des LC Paderborn in der kalifornischen 800.000-Einwohner-Stadt. Und die 19-Jährige aus Steinhausen fühlt sich an der Pazifikküste pudelwohl.

„Ich kann Sport und Studium optimal miteinander verbinden“, schwärmt Tatjana Schulte, die auch bei ihrem Heimaturlaub demonstrierte, dass sie in den USA weitere Fortschritte gemacht hat. So landete sie ohne besondere Vorbereitung beim traditionsreichen Silvesterlauf von Werl nach Soest auf dem zweiten Platz (wir berichteten). Die 15 Kilometer meisterte sie dabei in knapp 56 Minuten. Dabei kommt Schulte eigentlich von der Mittelstrecke. So wurde sie 2013 und 2014 jeweils deutsche U18-Vizemeisterin über 1.500 Meter. „Doch die Langstrecke ist sicher ihre Zukunft“, erklärt ihr Coach Michael Krusemark vom LC Paderborn, mit dem sie in den vergangenen vier Wochen im Ahorn-Sportpark trainierte. Somit konnte sich auch Krusemark von der guten Entwicklung überzeugen, die Tatjana Schulte gerade in den vergangenen Monaten gemacht hat.

Denn nach ihrem Wechsel in die Staaten war erst einmal Aufbautraining angesagt. Eine Stressfraktur im Schienbein hatte nämlich dafür gesorgt, dass die Steinhäuserin 2015 fast keinen Wettkampf bestreiten konnte. Doch inzwischen ist sie längst beschwerdefrei. Dies liegt auch an der exzellenten medizinischen Betreuung in San Francisco. Ohnehin bietet die traditionsreiche Hochschule, die 1855 von Jesuiten gegründet wurde, ein Rundum-sorglos-Paket, zu dem beispielsweise auch ein Mentalcoach und Ernährungsberater gehören. Der ausgeprägte Teamgedanke sorgt bei Tatjana Schulte ebenfalls für Begeisterung. „Ich wollte immer in einer großen Trainingsgruppe trainieren“, schwärmt die 19-Jährige über die international aufgestellte Uni-Mannschaft der „Dons“, zu der unter anderem Läuferinnen aus England, Schweden, Polen und Frankreich zählen.

Mit Emma Stähr (Leipzig) und Elena Burkard (Baiersbronn) tragen zudem zwei weitere deutsche Langstrecken-Asse das grüne Trikot der Dons. Eben jene Mannschaft schrieb im vergangenen November Geschichte. Denn beim NCAA-Landesfinale in Terre Haute (US-Bundesstaat Indiana) landete das Crosslauf-Frauenteam der Universität San Francisco auf dem sechsten Rang. Dies ist die beste Platzierung in der Historie der kleinen, aber feinen Hochschule, die nur 8.700 Studenten zählt und mitten in San Francisco liegt. „Bis zum Golden-Gate-Park sind es keine fünf Minuten“, berichtet Schulte und schwärmt von den Vorzügen der Westküsten-Metropole. So genießt die 19-Jährige die Dauerläufe entlang des Pazifiks und die Ausflüge in die besonders abwechslungsreiche Natur.

„San Francisco ist einfach eine sehr schöne Stadt“, sagt Schulte, die insgesamt vier Jahre in den Staaten studieren wird. Dann hat sie ihren Bachelor im Fachbereich International Business Studies in der Tasche. Bis dahin dreht sich (fast) alles um Sport und Studium. Morgens um 7 Uhr steht bereits das erste Training auf dem Programm. Dann geht es in die ersten Vorlesungen. Nachmittags folgen Physiotherapie und eine weitere Trainingseinheit. Und das alles auf dem Uni-Campus, auf dem Tatjana Schulte auch wohnt. „Es ist der perfekte Ort für mich“, urteilt die Steinhäuserin, für die bis Mai nun Einzel-Wettkämpfe auf der Agenda stehen, ehe Ende August der Startschuss in die Crosslauf-Saison erfolgt.

Im Juni und Juli aber wird sie ihrer Heimat erneut einen Besuch abstatten. Vielleicht bestreitet Tatjana Schulte dann im Trikot des LC Paderborn den ein oder anderen Wettkampf. Die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft in Erfurt wäre ein lohnenswertes Ziel. „Aber das werden wir erst im Sommer entscheiden. Denn wir dürfen nicht überziehen. Schließlich ist das auch Tatjanas Pause“, so Michael Krusemark, dessen Athletin sich nun aber erst einmal wieder in Kalifornien akklimatisieren muss. Die Umstellung aufs Wetter dürfte Tatjana Schulte nicht schwer fallen. Denn auch in San Francisco kletterte das Thermometer am Donnerstag nur auf 7 Grad Celsius.

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