Freitag, 26. April 2024

Tatjana Pinto vom LC Paderborn sprintet zum DM-Titel

Nur die Bedingungen verhindern eine Bestzeit

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Deutsche Meisterin über 100 Meter der Frauen: Tatjana Pinto.

Kassel/Paderborn. Ein paar Tage vor den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Kassel hatte Tatjana Pinto noch starke Zweifel, ob sie überhaupt an den Start gehen könne. Wegen eines grippalen Infekts hatte die Sprinterin vom LC Paderborn in der Woche zuvor flach gelegen. Doch ein Härtetest am Mittwoch räumte die besagten Zweifel aus. „Mein Trainer hat mir das Vertrauen geschenkt und gesagt, dass es klappen wird“, erklärte Pinto und dankte ihrem Coach Thomas Prange. Und wie es klappen sollte: Die 23-Jährige sorgte für einen Höhepunkt der Meisterschaften und sicherte sich über 100 Meter in beeindruckender Manier ihren zweiten Freiluft-Titel nach 2014. Damit buchte Pinto endgültig die Tickets zur Europameisterschaft in Amsterdam und zu den Olympischen Spielen in Rio. Zudem gab es in Kassel Bronze mit der 4 x 100 Meter-Staffel des LC Paderborn.

Und hätten am Samstag die Bedingungen gepasst, wäre Tatjana Pinto wohl in neue Dimensionen vorgestoßen. Denn die 11,22 Sekunden, mit denen sie im Finale souverän vor Lisa Mayer (Langgöns, 11,34) und Rebekka Haase (Erzgebirge, 11,45) gewann, erzielte die Paderbornerin bei einem strammen Gegenwind von 2,1 Metern pro Sekunde. „Bei guten Bedingungen wäre Tatjana heute unter elf Sekunden gelaufen“, betont Thomas Prange, der im A-Finale über 100 Meter gleich vier Athletinnen aus seiner Trainingsgruppe erlebte. Denn neben Pinto hatten auch Janina Kölsch, Inna Weit und Josefina Elsler den Sprung unter die besten Acht geschafft.

Kölsch und Co. mussten sich zwar mit den Plätzen sechs bis acht zufrieden geben, konnten aber ebenfalls zufrieden sein. „Ohne den Gegenwind hätten sie wohl Saisonbestzeiten aufgestellt“, so Prange, der sich zum Abschluss des ersten Wettkampftages zudem noch über einen starken Staffel-Auftritt freuen konnte. Denn mit dem neuen Vereinsrekord von 43,99 Sekunden gab es für den LC Paderborn Bronze über 4 x 100 Meter. Nur Titelverteidiger Mannheim (43,55) und Wattenscheid (43,98) waren schneller. „Dabei waren die Mädels eigentlich total platt“, berichtet der LC-Coach.

Pinto, die zwischenzeitlich unter Krämpfen litt, Kölsch und Elsler hatten schließlich schon drei Einzelrennen in den Beinen. Und so war es vielleicht kein Zufall, dass ausgerechnet Ina Thimm, die im 100-Meter-Vorlauf ausgeschieden war, in Relation die beste Leistung ablieferte. Die Paderborner Schlussläuferin hielt Dortmund auf Distanz und lieferte sich mit der Wattenscheiderin Anne Christina Haack ein packendes Duell.

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Neuer Vereinsrekord und DM-Bronze: v.l. Josefina Elsler, Tatjana Pinto, Janina Kölsch und Ina Thimm.

Nach der Auswertung des Zielfotos wurde Wattenscheid mit 43,98 Sekunden auf Rang zwei gesetzt. Der LC Paderborn legte Protest ein. „Es war absolut kein Unterschied zu sehen. Beide Teams hätten auf Rang zwei gesetzt werden müssen“, bekräftigt Prange. Doch der Protest wurde abgewiesen. Und so blieb trotz der starken Zeit nur Bronze. Zum Vergleich: 2015 war die LC-Staffel gut 1,2 Sekunden langsamer, holte aber Silber. Das zeigt, welch hohes Niveau derzeit im deutschen Frauensprint herrscht.

Dies wurde gestern auch über 200 Meter deutlich. Mit Gina Lückenkemper (Dortmund, 22,84) und Lisa Mayer (Langgöns, 22,87) blieben zwei junge Sprint-Asse aus dem Jahrgang 1996 unter der 23-Sekunden-Marke. Die beiden Starterinnen vom LC Paderborn mussten dagegen dem harten Samstag Tribut zollen: Josefina Elsler (23,94 Sekunden) verpasste als Zehnte das eigentlich fest eingeplante A-Finale. Ina Thimm landete in 24,37 Sekunden auf Rang 19.

Die für Düsseldorf startende Paderbornerin Inna Weit buchte ein Endlauf-Ticket. In soliden 23,56 Sekunden belegte die deutsche Meisterin der Jahre 2012 und 2013 den fünften Rang. „Inna hat die Kurve leider verschlafen. Aber eine schlechte Leistung ist das ganz sicher nicht“, bilanzierte Thomas Prange. In der Tat: Bei der DM 2012 hatten Inna Weit 23,52 Sekunden zum Titel gereicht. Doch mittlerweile weht in der nationalen Sprint-Elite ein anderer Wind. Und diesen hat nicht zuletzt eine Tatjana Pinto entfacht.

Text: Neue Westfälische Frank Beineke

Foto: Braun Media