Freitag, 26. April 2024

Inna Weit gibt sich selbstkritisch

H e l s i n k i / P a d e r b o r n (pk).

»Dabei sein ist alles.«

Inna Weit - LC Paderborn

Freude oder Verzweiflung? Für LC-Sprinterin Inna Weit war die EM in Helsinki eine Premiere mit gemischten Gefühlen. (Foto: Eibner)

Dieses olympische Motto hat für Inna Weit vom LC Paderborn auch bei der Leichtathletik-Europameisterschaft gegolten. Nach dem Aus im Halbfinale über 200 Meter (wir berichteten am Samstag) wird eine Teilnahme in London immer unwahrscheinlicher.

Die Olympia-Norm von 22,85 war für Weit (»Diese Zeit ist für mich utopisch«) schon vor ihrer ersten internationalen Meisterschaft weit entfernt, vielmehr haben die Deutsche Meisterschaft in Wattenscheid und die EM in Finnland gezeigt, dass es schwer genug wird, das erste Ziel zu erreichen. Das hatte Weit nach der EM-Qualifikation in Mannheim so formuliert: »Ich möchte die Zeit von heute bestätigen.« 23,08 Sekunden hatten dort aufgeleuchtet, dabei war sie mit einer Bestleistung von fast einer Sekunde mehr (24,01 Sekunden) ins Jahr 2012 gegangen. Sie knackte die EMNorm (23,30 Sekunden) und löste das Ticket für Helsinki. Vor zwei Wochen war sie in der Wattenscheider Lohrheide mit 23,52 Sekunden zum ersten Mal Deutsche Meisterin geworden.

Als einzige Deutsche startete sie am Freitag im Olympiastadion von Helsinki im fünften und letzten Vorlauf. Minimum Vierte musste die 23-Jährige werden, um im Halbfinale zu stehen. Doch Weit erwischte einen ganz schwachen Start und ging als Fünfte und Letzte auf die Zielgerade. Mit einem fulminanten Schlussspurt und einer Endzeit von 23,89 Sekunden ließ sie die Schweizerin Jaqueline Gasser auf den letzten Metern noch hinter sich. Es war die schlechteste Zeit aller Viertplatzierten und die drittschlechteste überhaupt. Daher wollte trotz des Einzugs in Halbfinale keine rechte Freude bei der Sprinterin aufkommen. »Die ersten 100 Meter waren zu verhalten. Ich habe mich zu weit nach außen treiben lassen, das war nicht der Stil, wie ich laufe. Darüber ärgere ich mich übelst«, übte Weit im Fernseh-Interview mit ARD-Moderator Claus Lufen Selbstkritik. Da war noch viel Luft nach oben, doch wenige Stunden später war Weit im zweiten Halbfinale in 23,95 Sekunden noch sechs Hundertstel langsamer und schied als Sechste ihres Laufes aus. Von allen Halbfinalisten blieb nur die Ungarin Eva Kaptur (23,97 Sekunden) dahinter. 23,20 Sekunden hätte die Paderbornerin laufen müssen, um sich für das Finale am Samstag zu qualifizieren. Dort gewann die Ukrainerin Mariya Ryemyen in 23,05 Sekunden, mit ihrer Zeit von Mannheim hätte Weit Silber geholt.

»Das wäre gar nicht gut gewesen. Man muss die Saisonplanung sehen und da ist so ein Rückschlag völlig normal«, mutmaßte LC-Vorsitzender Ulrich Woischner und fügte hinzu: »Bei Inna war alles auf die Deutsche Meisterschaft ausgelegt. Mit mehr hat keiner gerechnet. Darüber hinaus hat sie sehr viele Wettkämpfe bestritten.« Einen würde Weit, die gestern mit Trainer Thomas Prange nach Deutschland zurückkehrte, sehr gerne noch mitnehmen: den olympischen in Großbritannien. Die Tür zur 4 x 100 Meter-Staffel ist noch immer nicht ganz zu, wie Woischner erklärte: »DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen hat uns mitgeteilt, dass Inna noch eine geringe Chance hat. Aber ich bin realistisch und eher skeptisch.« Weiß selbst meinte: »Ich denke nicht, dass es noch klappt.« Zumal die deutsche Staffel gestern ohne Weit EM-Gold holte.

Eventuell möchte die LCerin am Wochenende nochmal über 200 Meter starten, um zu zeigen, was sie kann, doch Woischner ist vorsichtig: »Ich weiß nicht, ob diese Brechstangen-Methode etwas bringt. Inna ist jung, sie hat noch Zeit.« Dabei sein ist alles. Vielleicht 2016 in Brasilien.

Quelle: Westfalen-Blatt