Donnerstag, 25. April 2024

Bestzeit soll fallen

Kiara Nahen (19) vom lc Paderborn freut sich auf ihren Start über 3000 Meter bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig. Spezialisierung auf die Langstrecke in Planung.

Paderborn (jm). Das wird ein aufregender Ausflug für Kiara Nahen: Die 19-jährige Mittelstrecklerin des LC Paderborn startet am Samstag bei den 69. Deutschen Hallen-Meisterschaften in der Arena Leipzig erstmalig bei den „Erwachsenen“. Am Samstag um 17.39 Uhr bekommt sie es in einem 18-köpfigen Feld unter anderem mit den Favoritinnen Hanna Klein (Tübingen) und Lea Meyer (Köln) zu tun. Trainer Tim Rabe ist sich sicher, dass die bisherige Bestzeit seines Schützlings, die zum NRW-Titelgewinn führte, in der Leipziger Atmosphäre fallen wird. „Bei den 9:35,28 Minuten in Dortmund war Kiara komplett alleine gelaufen“, sagt er. Noch ist die Vorfreude größer als die Nervosität. Kiara Nahen ist sich sicher, dass sie in der „anderen Liga“ auch anders gefordert wird. „Das Rennen wird sicher schnell genug für eine neue Topzeit. Gegen eine Zeit unter 9:30 Minuten hätte ich nichts einzuwenden.“ Sie gehört eher weniger zu denen, die ein Rennen gestalten. So ist ihre Strategie in Leipzig denkbar einfach: „Einfach mitlaufen und dann mal gucken, was geht.“ Egal, wie‘s letztlich endet – für irgendwelche negativen Emotionen wird hinterher kein Platz sein. „Die DM-Platzierung ist für mich zweitrangig. Ich bin froh, dass ich da mitlaufen kann.“ In Leipzig werden mehr als 450 Athleten erwartet, die neben den Meistertiteln auch um die letzten Tickets für die Hallen-Weltmeisterschaften in Belgrad/Serbien (18. bis 20. März) kämpfen. Tim Rabe orakelt, dass Kiara Nahen in den nächsten Monaten noch für so manche Überraschung gut ist. „Ihre Entwicklung kommt in Schüben. Und der letzte Schub war groß.“ Damit spricht er auf ihre spektakuläre Halbmarathon-Premiere im Oktober 2021 an. Bei den Deutschen Meisterschaften über diese Distanz in Hamburg hievten 1:17,40 Minuten [Anmerkung LC: 1:17,40 Stunden] die angehende Physiotherapeutin auf anhieb aufs U23-Podium; DM- Bronze. „Eine Bombenzeit, deutlich unter der Bundeskaderzeit und fast schon eine Zeit für den Perspektivkader“, sagt Rabe. „Das hat mich auf jeden Fall neu motiviert. Seitdem bin ich ja ganz gute Zeiten gelaufen“, sitzt Kiara Nahen ihr bisheriger Karrierehöhepunkt noch warm.

In den Westfälischen Bestenlisten der zurückliegenden Jahre muss man bis ins Jahr 2012 zurückblättern, um in Westfalen eine U23-Athletin zu finden, die zu einer solchen Zeit über die 21,1 Kilometer in der Lage war. Eine U20-Athletin mit vergleichbarer Zeit gibt es bis zum Jahr 1998 nicht. Grundsätzlich streben Trainer und Läuferin eine Langstreckenspezialisierung an. Da liegen ihre Qualitäten. „Es geht Richtung Marathon. Aber ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen“, schmunzelt Kiara Nahen, die erstmal am 3. April in Hannover ihren zweiten Halbmarathon absolvieren will. Die attraktive Strecke dort zählt mit nur 21 Metern Höhenunterschied zu den schnellsten bundesweit. Die Läufergene hat sie wohl vom Vater geerbt. Mathias Nahen (TV Jahn Driburg) ist bei den größeren Läufen der Region und genauso in den Bestenlisten omnipräsent. Unter anderem ist der Dauerbrenner Rekordsieger beim Salzkotten-Marathon. „Laufen gehört für mich einfach dazu. Gefühlt laufe ich schon immer“, sagt Kiara Nahen. Deutsche Meisterschaften sind für sie nichts Neues. 2021 ging sie bei der Jugend-Hallen-DM in Rostock über 3000 Meter an den Start, landete in 10:06,23 Minuten auf Rang neun. Bei den Deutschen U20-Meisterschaften über 10 Kilometer auf der Straße in Uelzen schloss sie ebenfalls als Neunte ab (35:58 min). Ihre 5000-Meter-Bestzeit: 17:26,91 Minuten. Und auch die 4:26,01 Minuten, die sie im Januar bei den FlVW-Hallenmeisterschaften in Dortmund über 1500 Meter ablieferte, bedeuten national einen Top 15-Platz bei den Frauen. Auf den Unterdistanzen hat sie inzwischen Wettkampfhärte inhaliert, um spätestens im Sommer weiter durchzustarten. Jetzt steht aber erstmal Leipzig im Fokus. „Kiara bringt eine gewisse Lockerheit im Umgang mit Wettkampf und Ergebnis mit. Eine gute Voraussetzung, den nächsten Schritt zu gehen“, sagt Trainer Tim Rabe hoffnungsvoll.

Quelle: Westfalen-Blatt Nr. 45 / 23.02.2022