Donnerstag, 25. April 2024

Grünes Licht und einige Fragen

Die Asse des LC Paderborn haben mit den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig wieder ein Ziel, auf das sie hintrainieren können. Bei der DM soll nur jede zweite Bahn besetzt sein. FLVW erlaubt Leistungssport-Wettkämpfe ab dem 22. Juni.

Eigentlich hätte für Deutschlands beste Leichtathleten jetzt die finale Phase der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio beginnen sollen. Die waren ursprünglich für die Zeit vom 24. Juli bis 9. August terminiert, sind aufgrund der Corona-Pandemie aber bekanntlich um zwölf Monate verschoben worden (23. Juli bis 8. August 2021). Mit Blick auf 2020 bleiben konkrete Termine und Ziele, auf die sich hintrainieren ließe, rar gesät.
Immerhin: Seit wenigen Tagen steht fest, dass die 120. Deutschen Meisterschaften in Braunschweig tatsächlich über die Bühne gehen dürfen. „Wir werden nicht so vorbereitet sein, wie wir es gewesen wären, wenn wir frühzeitig davon gewusst hätten, dass die Meisterschaften stattfinden, aber für die Athleten ist es natürlich wichtig, wieder ein Ziel vor Augen zu haben“, sagt Thomas Prange, der Sprinttrainer des LC Paderborn. Die Stadt Braunschweig hat Grünes Licht für die Titelkämpfe am 8. und 9. August gegeben, weil der DLV ein überzeugendes, 45 Seiten starkes Durchführungs- und Hygiene-Konzept vorzulegen vermochte. Der lange Leitfaden beantwortet viele Fragen, aber im Kontext mit den „Geistermeisterschaften“ sind noch längst nicht alle Antworten gefunden. Los geht es mit den Chancen, sich zu qualifizieren. Ines Wäntig, die Sportliche Leiterin des LC, und Thomas Prange gehen davon aus, dass die Startplätze nach den Bestenlisten der vergangenen Hallen-Saison vergeben werden, jedoch auch Resultate der wenigen Wettbewerbe, die im Vorlauf veranstaltet werden, einfließen dürften. Von der Idee, selbst eine Form von Qualifikationswettkampf im Ahorn-Sportpark auszutragen, hatten sich die Verantwortlichen fast schon wieder verabschiedet, doch am Freitag machte die Leichtathletik-Kommission Wettkampforganisation des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen die Tür wieder auf. In der jüngsten Mitteilung ist zu lesen, „dass leistungssportliche Wettkämpfe ab dem 22. Juni unter bestimmten Bedingungen wieder genehmigt werden“.

Was die Qualifikation schwieriger denn je macht: Bislang ist vorgesehen, dass bei den Laufwettbewerben lediglich jede zweite Bahn besetzt werden darf. So können zwischen den Athletinnen und Athleten ein mittlerer Abstand von 2,44 Metern garantiert sein, heißt es im DLV-Konzept, das ebenfalls vorsieht, dass die 800-Meter-Läufe komplett in Bahnen ausgetragen werden. Prange hegt aber noch die Hoffnung, dass das Land Niedersachsen den Organisatoren entgegenkommt: „Wenn es dabei bleibt, dass nur jede zweite Bahn besetzt ist, gibt’s in den Sprintdisziplinen nur 16 Startplätze. Das ist eigentlich witzlos. Gerade die, für die eine Teilnahme an den Deutschen etwas ganz besonderes wäre, hätten dann nahezu keine Chance, sich zu qualifizieren. Ich hoffe, dass vielleicht doch direkt nebeneinander gelaufen werden darf und so aus den 16 noch 32 Plätze werden“, sagt der Coach.


Noch ist nicht viel, wie es war, aber der LC-Coach kommt mit seinen Schützlingen zumindest dem Trainingsalltag, wie man ihn vor Corona kannte, immer näher. Am vergangenen Samstag endete ein einwöchiges Trainingslager, das Prange mit seinen drei Topsprinterinnen Tatjana Pinto, Keshia Kwadwo und Yasmin Kwadwo im olympischen und paralympischen Trainingszentrum Kienbaum absolviert hat.
Damit es bei den Einheiten in Paderborn nicht zu eng zugeht, finden diese nicht allein im Ahorn-Sportpark, sondern auch im Stadion am Merschweg (Schloß Neuhaus) statt. Trotz wochenlang widriger Bedingungen wähnt Prange seine Asse in guter Form: „Was ich sehe, gefällt mir gut. Auch die notgedrungen angewandten alternativen Trainingsformen scheinen gefruchtet zu haben. Vielleicht sollte man das mal zum Anlass nehmen, seine Trainingsprinzipien zu überdenken.“ Zunächst denkt Prange aber darüber nach, wo er seinen Athletinnen noch vor der DM die ersten Tests unter Wettkampfbedingungen vermitteln kann.

 

Quelle: Westfalen-Blatt Nr. 141 (20./21.Juni 2020)