Freitag, 29. März 2024

Tatjana Pinto läuft der absoluten Weltspitze noch hinterher

Sprinterin vom LC Paderborn erfüllt bei den Olympischen Spielen in Rio die Pflicht und schafft den Einzug ins 100-Meter-Halbfinale. Dort fehlt dann die nötige Lockerheit

Rio/Paderborn. Ihr großes Ziel hatte Tatjana Pinto erreicht. Bei den Olympischen Spielen in Rio war der 24-jährigen Sprinterin vom LC Paderborn der Einzug ins 100-Meter-Halbfinale geglückt. Die ganz große Freude wollte aber nicht aufkommen. Denn in eben jenem Halbfinale blieb Pinto in der Nacht zum Sonntag in 11,32 Sekunden unter ihren Möglichkeiten. Am Ende standen ein 21. Platz und die Erkenntnis, dass die absolute Weltspitze (noch) ein ganzes Stück entfernt ist.

„Insgesamt ist es okay. Ich bin zufrieden“, bilanzierte Deutschlands beste Sprinterin nach ihrem Olympia-Einzelstart, bei dem im Vorlauf alles nach Plan gelaufen war. Zwar erwischte Pinto einen vergleichsweise schwachen Start, doch nach 20, 30 Metern zündete sie so richtig den Turbo. Pinto erarbeitete sich gegen die starke Konkurrenz einen komfortablen Vorsprung und lief bei Windstille in 11,31 Sekunden als Zweite ins Ziel. Das reichte für die direkte Halbfinal-Qualifikation. Nur die niederländische Europameisterin Dafne Schippers (11,16) war schneller. „Der Plan war eigentlich, voll durchzuziehen. Doch am Ende habe ich gemerkt, dass ich gut liege hinter Dafne. Da musste ich am Ende dann noch nicht mehr alles rausholen“, erklärte Pinto, die als einzige Deutsche den Sprung ins Halbfinale schaffte. Denn ihre Staffelkollegin Rebekka Haase (LV Erzgebirge) schied in bescheidenen 11,47 Sekunden aus.

Für die Finalqualifikation aber hätte Tatjana Pinto über sich hinauswachsen müssen. So waren letztlich stolze 10,96 Sekunden vonnöten, um einen der acht begehrten Plätze zu ergattern. Eine solche Zeit war für die Paderbornerin an diesem Tag aber einfach nicht drin. Schon nach 30 Metern war der Rückstand groß. Leichtigkeit und Lockerheit gingen verloren. In 11,32 Sekunden kam Pinto beim Sieg der späteren Olympiasiegerin Elaine Thompson (Jamaika, 10,88) lediglich als Siebte ihres Halbfinallaufes ins Ziel.

„Es hat schon wieder nicht mit dem Start geklappt. Ganz sauber war der Lauf nicht. Der Übergang, das Aufrichten war zu schnell, zu abrupt. Ich kam nicht so richtig ins Rollen“, analysierte die deutsche Meisterin im ZDF-Interview ihr Rennen. Unterm Strich war Pinto damit sechstbeste Europäerin. Schon bei der Europameisterschaft in Amsterdam hatte sie im Juni Platz sechs belegt.

Dass auf Weltebene aber noch ein ganz anderer Wind weht, sollte sich auch im Finale zeigen. Selbst eine Dafne Schippers wurde in 10,90 Sekunden nur Fünfte. Die Jamaikanerin Elaine Thompson flog unterdessen in überragenden 10,71 Sekunden zum Gold. Silber ging an Tori Bowie (USA, 10,83), Bronze sicherte sich Titelverteidigerin Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika, 10,86).

Mit solchen Topstars der Sprintszene will sich Tatjana Pinto künftig auch abseits der großen Titelkämpfe messen. „Ich merke einfach, dass ich mehr internationale Rennen gegen die Weltspitze brauche. Ich benötige mehr Routine, damit ich freier laufen kann“, sagt die LC-Sprinterin, für die das eigentliche Highlight der Olympischen Spiele aber noch ansteht. Denn als Startläuferin der deutschen 4 x 100-Meter-Staffel dürfte Tatjana Pinto sogar eine kleine Medaillenchance haben. Die Vorläufe steigen hierbei am Donnerstag ab 15.20 Uhr deutscher Zeit. Das Finale mit den besten acht Frauen-Sprintstaffeln folgt dann in der Nacht zum Samstag.

Quelle: Neue Westfälische 14.08.2016