Freitag, 29. März 2024

Pinto vom LC Paderborn verpasst in Rio eine Medaille

Leichtathletik: Das blutjunge deutsche Quartett um LC-Ass Tatjana Pinto wartet in einem extrem schnellen Rennen mit einer Topzeit auf

Rio de Janeiro/Paderborn. Einem vierten Platz wird gerade bei Olympischen Spielen gerne das Adjektiv „undankbar“ verpasst. Doch manchmal kann auch ein solcher Rang für Freude und allgemeine Zufriedenheit sorgen. Beispielsweise bei der deutschen 4 x 100-Meter-Frauenstaffel um Tatjana Pinto, die im Olympiastadion von Rio de Janeiro in einem der schnellsten Staffelrennen aller Zeiten auf eben jenem Platz landete. Die 24-jährige Sprinterin vom LC Paderborn hatte hierbei als Startläuferin eine bärenstarke Leistung gezeigt und damit maßgeblich zur Topzeit von 42,10 Sekunden beigetragen. Doch die drei Staffeln aus den USA (41,01 Sekunden), Jamaika (41,36) und Großbritannien (41,77) waren an diesem Abend einfach stärker.

„Mit dem vierten Platz können wir einfach nur zufrieden sein. Und das sind wir auf jeden Fall“, bilanzierte Pinto, die sich auf den ersten 100 Metern nur einen kleinen Rückstand auf die US-Staffel eingehandelt hatte. Pintos Wechsel auf Lisa Mayer (Langgöns) war dann absolut erstklassig. Anschließend überzeugten auch Mayer sowie Gina Lückenkemper (Dortmund) und Rebekka Haase (LV Erzgebirge), wenngleich der deutschen Staffel (Saisonbestzeit 41,62 Sekunden) kein perfektes Rennen gelang. Doch die 42,10 Sekunden sind und bleiben beachtlich.

Lediglich zwei Mal waren deutsche Sprintstaffeln bei Olympischen Spielen besser: 1980 (41,60 Sekunden) und 1988 (42,09 Sekunden) gab es Gold beziehungsweise Silber für die DDR. Seit der Wiedervereinigung aber war kein DLV-Quartett schneller als Pinto und Co. Dabei weist diese Staffel gerade einmal ein Durchschnittsalter von 21,5 Jahren auf. „Und wenn wir jetzt schon so schnell sind und hier auf den vierten Platz rennen können – wer weiß, was wir in Zukunft schaffen können“, orakelte die 20-jährige Lisa Mayer nach dem furiosen A-Finale von Rio.

„Ich habe hier vier Rennen gemacht. Und dieses Olympia-Finale war definitiv der Höhepunkt. Das ist das beste, was man erreichen kann. Ich habe jeden Schritt genossen und hundert Prozent da reingelegt“, schwärmte Pinto. Wahrscheinlich hätte es sogar zu Bronze gereicht, wenn die USA nicht doch noch durch die Hintertür ins Finale gekommen wäre. Im Vorlauf hatte das US-Quartett den Staffelstab fallen lassen, war dabei aber von den Brasilianerinnen behindert worden. Somit durften Allyson Felix und Co. in einem einsamen Rennen gegen die Uhr noch einmal ran, um nachträglich ein Endlauf-Ticket zu buchen. Und auf Bahn eins stürmten die US-Girls dann überraschend deutlich zu Gold.

„Klar kann man spekulieren, was gewesen wäre, wenn die USA nicht im Finale gelaufen wären. Aber Regel ist Regel“, erklärte Lisa Mayer und verteilte zugleich ein dickes Lob an die drittplatzierten Britinnen: „Wir wussten, dass wir uns mit ihnen um Platz drei streiten, wenn die Amis und Jamaika durchkommen. Doch die Britinnen sind Landesrekord gelaufen. Das war für uns heute einfach nicht drin.“ Unterm Strich aber war es auch für Tatjana Pinto das i-Tüpfelchen auf einen grandiosen Sommer. „Das war der letzte Lauf meiner Saison. Und es war ein guter Abschluss“, betonte die deutsche 100-Meter-Meisterin vom LC Paderborn.

Quelle: Neue Westfälische 21.08.2016