Samstag, 20. April 2024

Bestzeiten und zwei Medaillen

LEICHTATHLETIK: Frauen-Staffel und 800-Meter-Ass Kalis holen Edelmetall für den LC Paderborn

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Mareen Kalis: Bronze über 800m. (Fotos: Finke)

Karlsruhe/Paderborn. Vor einer Woche hatte Mareen Kalis in Neubrandenburg ihren Deutschen U20-Hallenmeistertitel über 800 Meter verteidigt. Gestern schlug das 17 Jahre junge Leichtathletik-Ass vom LC Paderborn nun auch bei den „Großen“ zu. Bei den 62. Deutschen Hallenmeisterschaften in Karlsruhe sicherte sich Kalis überraschend die Bronzemedaille. Zum Abschluss der Titelkämpfe kam weiteres Edelmetall hinzu, denn auch die 4 x 200 Meter-Staffel des LC Paderborn landete auf Rang drei. Zudem hatten die Sprint-Asse aus dem Ahorn-Sportpark auf den blauen Bahnen der Karlsruher Messehalle so manche persönliche Bestzeit aufgestellt.

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Chantal Butzek (vorne): Bestzeit und Platz 6 über 60m.

Denn das Niveau war über die 60 Meter diesmal extrem hoch. „Ich bin seit vielen Jahren Trainer. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Wahnsinn, was im A-Finale abging“, schwärmte LC-Trainer Thomas Prange über einen Endlauf, in dem Verena Sailer (7,12 Sekunden), die Sensationszweite Alexandra Burghardt (7,24), Rebekka Haase (7,27) und Yasmin Kwadwo (7,28) internationale Topzeiten erzielten. Im Sog dieses Quintetts stürmte Inna Weit in 7,31 Sekunden als Fünfte zu einer neuen Bestzeit. Chantal Butzek landete in 7,37 Sekunden auf Rang sechs.

Inna Weit

Inna Weit: Platz 5 über 60m und Bronze mit der 4x200m Staffel.

„Ich bin ohne große Erwartungen nach Karlsruhe gefahren. Jetzt bin ich Bestzeit gelaufen und vollkommen zufrieden“, bilanzierte Weit, die eigentlich noch unter den Nachwirkungen einer Gürtelrose litt. Doch davon war über die 60 Meter nichts zu sehen. Die 26-Jährige erwischte einen prima Start und kam Haase und Kwadwo mit einem starken Schlussspurt noch gefährlich nahe. „Ich wäre gerne noch ein paar Meter weiter gelaufen“, schmunzelte eine gut gelaunte Inna Weit, der die Glanzleistungen von Burghardt und Co. keine Sorgen machen. „Wer Angst vor Konkurrenz hat, ist im Leistungssport falsch. Mein Auftritt hier in Karlsruhe gibt mir vielmehr Rückenwind für den Sommer“, betonte die Paderbornerin.

Auch Chantal Butzek konnte eine Woche nach ihrem 60-Meter-Sieg bei den U20-Juniorinnen weiteres Selbstvertrauen tanken. Die 17-Jährige hatte bereits im Zwischenlauf ihre neue Bestmarke auf 7,31 Sekunden gedrückt. Im Finale musste sie nach 35 Metern ein wenig Tempo herausnehmen, weil die Wade zwickte.

Ihre gleichaltrige Vereinskollegin Mareen Kalis lief über 800 Meter völlig unbeschwert zu Bronze. „Ein super Ergebnis“, jubelte ihr Coach Michael Krusemark, dessen Athletin vor allem in der Schlussrunde mächtig Gas gegeben hatte. Denn in einem taktischen Rennen war Kalis lange Zeit im Feld eingekeilt gewesen. Vor der letzten Runde lag sie mit einigen Metern Rückstand auf Rang fünf.

„Doch Mareens Akku war noch richtig voll“, freute sich Krusemark. So zündete die 17-Jährige den Turbo, um Anja Roggel (Uerdingen/Dormagen) und Sarah Schmidt (Mönchengladbach) noch mühelos zu überholen. „Vielleicht hätte ich sogar noch früher angreifen sollen. Aber ich bin super zufrieden“, resümierte Kalis, die in 2:07,11 Minuten eine Saisonbestleistung aufstellte. Eine neue persönliche Bestmarke verhinderte wohl allein das Bummeltempo in der zweiten und dritten Runde. „Aber vielleicht klappt’s ja nächste Woche“, so Kalis. Dann nämlich ist sie für Deutschland beim U20-Länderkampf in Lyon im Einsatz.

Grund zur Freude hatten gestern auch Inna Weit, Ina Thimm, Jutta Menne und Janina Kölsch. Das LC-Quartett wurde Dritter über 4 x 200 Meter, obwohl das Rennen alles andere als perfekt war. So erwischte Startläuferin Weit kein gutes Rennen. „Ich bin leider ins Stolpern geraten. Aber auf die anderen war Verlass. Ich bin super stolz auf die Mädels“, sagte die 26-Jährige, die bei Schlussläuferin Janina Kölsch allerdings mächtig zittern musste. Denn diese bekam in der letzten Kurve einen Krampf, rettete aber Bronze ins Ziel. Die Zeit von 1:37,83 Minuten war jedoch nicht gerade berauschend. „Aber ich will nicht meckern. Wir haben die Medaille“, urteilte Trainer Prange, der sich in den 200-Meter-Einzelrennen über eine starke Ina Thimm freuen konnte. So wartete die 25-Jährige im Zwischenlauf in 24,33 Sekunden mit einer persönlichen Bestzeit auf. Im Finale schonte Thimm dann ihre Kräfte für die Staffel.

Kräfte schonen ist nun auch bei Inna Weit angesagt. Die Hallensaison wird ad acta gelegt. „Ich will mich erst einmal richtig auskurieren“, sagt Weit. Denn schon im April geht’s ins Trainingslager nach Florida. Und eines haben die Titelkämpfe in Karlsruhe gezeigt: Die Konkurrenz schläft nicht.

Quelle: Neue Westfälische 23.03.2015