BOBSPORT: 19-jähriger Anschieber vom LC Paderborn genießt sein Olympia-Debüt in Sotschi
VON FRANK BEINEKE
Paderborn. „Historisches Debakel“, „Totalschaden, „peinliche Pleite – die Schlagzeilen waren wenig zimperlich, wenn es darum ging, das Abschneiden der deutschen Bobpiloten bei den Olympischen Spielen in Sotschi zu beurteilen. Erstmals seit 50 Jahren waren deutsche Kufencracks bei Olympia ohne Medaille geblieben. Joshua Bluhm wird die Spiele in Sotschi dennoch in guter Erinnerung behalten. Denn der 19-jährige Anschieber vom LC Paderborn feierte sein ganz persönliches Wintermärchen. „Olympia war eine tolle und einzigartige Erfahrung“, schwärmt Bluhm, für den die Spiele in Sotschi noch im Dezember ganz weit weg gewesen waren. Erst bei einem Leistungstest am Jahresende rutschte der in Nortorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) aufgewachsene 19-Jährige ins Viererbob-Team von Thomas Florschütz. Bluhm bestritt anschließend ganze vier Weltcup-Rennen und ergatterte ein Last-Minute-Ticket nach Sotschi.
Dort wurde es jedoch nichts mit der erhofften Medaille. Florschütz landete mit gut neun Zehnteln Rückstand auf den russischen Olympiasieger Alexander Subkov nur auf Rang sieben und reihte sich damit ein in die enttäuschenden Platzierungen deutscher Bobpiloten. An Joshua Bluhm und seinen Anschieber-Kollegen Kevin Kuske und Christian Poser lag’s aber sicherlich nicht, denn die Startzeiten konnten sich sehen lassen. „Wir waren am Start dabei. Die Jungs haben hervorragende Arbeit geleistet“, dankte Thomas Florschütz seiner Crew. Von Bob-Bundestrainer Christoph Langen gab es sogar ein Sonderlob für Joshua Bluhm: „Das ist für uns wie ein Sechser im Lotto, dass so ein Mann wie Joshua zu uns kommt und sofort überzeugen kann.“
Sätze, die der Newcomer gerne hört. „So ein Lob ist auch ein Trost für unser bescheidenes Abschneiden“, sagt Bluhm. Dessen Enttäuschung hält sich aber ohnehin in Grenzen. „Eigentlich bin ich nicht traurig, denn wir haben alles gegeben. Aber die anderen waren einfach besser“, nimmt es der Linguistik-Student der Universität Paderborn sportlich.
„Vielleicht werde ich aber im Sommer den ein oder anderen Leichtathletik-Wettkampf mitnehmen“, sagt Bluhm. Im nächsten Winter will der Bob-Shootingstar dann wieder im Weltcup mitmischen. Die Chancen stehen gut. „Erst am Dienstagabend hat ein Pilot bei mir angerufen, ob ich nicht bei ihm fahren möchte“, sagt Bluhm, ohne den Namen verraten zu wollen. Olympia in Sotschi war offensichtlich eine prima Bewerbung – und für Joshua Bluhm alles andere als ein „historisches Debakel“.