Samstag, 20. April 2024

Golden Girls

LEICHTATHLETIK-DM: Butzek und Kalis heimsen gleich drei U20-Titel ein

 

Deutsche U20-Hallenmeisterin über 60m und 60m-Hürden: Chantal Butzek (r.) LC Paderborn (Foto: Thomas Finke)

Paderborn/Sindelfingen. Der Glaspalast in Sindelfingen wurde für den LC Paderborn zur Goldgrube: Die 16-jährigen Paderbornerinnen Chantal Butzek und Mareen Kalis holten am Wochenende bei den Deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften der U20 drei Titel. Butzek avancierte mit ihren ersten Plätzen über 60 Meter und 60 Meter Hürden zur Sprint-Queen von Sindelfingen. Kalis triumphierte in souveräner Manier über 800 Meter. Und auch Vereinskollegin Tatjana Schulte ließ mit einem glänzenden siebten Platz über 1.500 Meter aufhorchen.

Doch vor allem das Duo Butzek/Kalis, das im vergangenen Sommer bereits bei der U18-Weltmeisterschaft in Donezk für Furore gesorgt hatte, unterstrich im Schwabenland einmal mehr seine Extraklasse. So hatte Mareen Kalis ihre Konkurrentinnen über 800 Meter eindrucksvoll im Griff. Bereits im Vorlauf am Samstag hatte das Mittelstrecken-Ass aus Schloß Neuhaus in 2:08,92 Minuten die schnellste Zeit hingelegt. Im Finale am Sonntag ließ Kalis dann erst recht keine Zweifel aufkommen, dass Gold nur an den LC Paderborn gehen kann.

 

Nach den ersten 400 Metern gab die 16-Jährige richtig Gas. Kalis erlief sich einen Vorsprung von rund 15 Metern und brachte den Sieg in einem nun einsamen Rennen locker nach Hause. Mit der persönlichen Bestzeit von 2:08,68 Minuten hatte sie am Ende fast zwei Sekunden Vorsprung auf die zweitplatzierte Anja Roggel (Uerdingen/Dormagen). „Ich hätte eigentlich noch schneller laufen können. Aber es war halt ein Meisterschaftsrennen – und da zählt nur der Titel“, erklärte die neue deutsche Meisterin und nannte den Grund für ihren frühen Angriff nach der zweiten von vier Runden: „Mir wurde das ganze Gerempel und Gedränge im Feld einfach zu viel.“

„Ich habe mich sogar gewundert, dass Mareen so spät angegriffen hat“, schmunzelte unterdessen ihr Trainer Michael Krusemark, für den die Dominanz seiner Athletin keine Überraschung war: „Ich wusste, was Mareen drauf hat.“

Und auch Chantal Butzek hatte wie erwartet eine Menge drauf. Ihr Doppel-Triumph im Sprint und Hürden-Sprint war jedoch kein Selbstläufer. Denn im Finale über 60 Meter Hürden spürte sie am Samstag bereits beim Überqueren des dritten Hindernisses einen Stich in der rechten Wade. Butzek erlitt einen Krampf, hielt dennoch tapfer durch und siegte in 8,43 Sekunden vor der Überraschungszweiten Viktoria Müller (8,46 Sekunden). „Wenn ich eine Sache anfange, dann ziehe ich sie auch durch“, kommentierte eine lächelnde Chantal Butzek ihren goldenen Kraftakt. Ihr Vorhaben, erstmals in ihrer Karriere bei den höheren U20-Hürden unter 8,4 Sekunden zu bleiben, wäre ohne den besagten Krampf wohl eine reine Formsache gewesen.

Doch so musste die Sechste der U18-Weltmeisterschaft am Samstagabend erst einmal zum Physiotherapeuten, der ihr grünes Licht für die Starts über die 60 Meter flach gab. Auch dort standen drei Rennen auf der Agenda. Butzek biss auf die Zähne und wurde belohnt: In 7,52 Sekunden sicherte sie sich im A-Finale ihren zweiten deutschen U20-Meistertitel.

„Mit diesem Gold hatte ich nicht gerechnet“, konstatierte die LC-Sprinterin, die zunächst auch unsicher war, ob sie gewonnen hatte. Denn die Paderbornerin hatte zwar einen „Bombenstart (O-Ton Butzek) erwischt, doch auf den letzten Metern kam ihre Dauerrivalin Jessie Maduka (ART Düsseldorf) immer näher auf. Am Ende hatten beide Sprinterinnen die identische Zeit. Bereits im Januar waren sie bei der NRW-Hallenmeisterschaft in Leverkusen in 7,53 Sekunden gleich schnell gewesen. Damals sprach die Auswertung des Zielfotos für Maduka. Doch diesmal gab’s das Happy-End für Butzek. „Wahnsinn. Ich bin natürlich mehr als zufrieden“, sagte die zweifache deutsche Meisterin.

„Chantal absolviert einfach eine super Hallensaison“, lobte LC-Coach Michael Gaentzsch seine Vorzeige-Athletin, die sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen will. So soll in den nächsten Wochen möglichst noch die ein oder andere Bestzeit her.

Auch Tatjana Schulte hatte in den vergangenen Monaten diverse persönliche Bestmarken aufgestellt. In Sindelfingen kam für die 16-jährige Bürenerin, die für den LC Paderborn startet, zwar keine neue hinzu. Doch mit dem siebten Platz über 1.500 Meter konnte sie erneut überzeugen. „Es ist das, was ich mir im Vorfeld vorgestellt hatte. Ich wäre allerdings schon ganz gerne ein wenig schneller gewesen“, urteilte Schulte über die 4:42,93 Minuten, die sie im Finale erzielt hatte. Ihr Trainer aber war vollauf zufrieden. „Das ist eine optimale Platzierung. Viel mehr ging nicht. Und auch die Zeit ist absolut in Ordnung“, sagte Michael Krusemark, der Tatjana Schulte nun auf die nächsten nationalen Titelkämpfe vorbereitet. Denn bereits am Samstag, 8. März, möchte die Bürenerin bei den Deutschen Crosslauf-Meisterschaften im niedersächsischen Löningen starten.

LC-Duo beim Länderkampf

Für Mareen Kalis und Chantal Butzek gab’s gestern noch ein Extrabonbon. Die beiden frischgebackenen deutschen U20-Meisterinnen vom LC Paderborn wurden vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) für den U20-Hallen-Länderkampf in Halle an der Saale nominiert. Die Junioren-Nationalteams aus Italien, Frankreich und Deutschland werden am Samstag, 1. März, ihre Kräfte messen. Kalis startet für den DLV über 800 Meter. Butzek soll über die 60 Meter Hürden für Deutschland punkten. Auch in der Freiluftsaison 2014 will das LC-Duo das Nationaltrikot tragen – möglichst sogar bei den Olympischen Sommer-Jugendspielen im chinesischen Nanjing.

Quelle: Neue Westfälische vom 17.02.2014