Donnerstag, 25. April 2024

  Ein Duo für Donezk

LEICHTATHLETIK: Chantal Butzek und Mareen Kalis vom LC Paderborn starten bei der U18-WM

 

VON FRANK BEINEKE

Beim LC Paderborn läuft es derzeit sportlich richtig rund. Vor allem die Sprinterinnen um Vorzeige-Athletin Inna Weit und Neuzugang Josefina Elsler glänzen auf nationaler, aber auch internationaler Bühne. Und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern: So sind die 16 Jahre jungen Paderborner Asse Chantal Butzek (Sprint) und Mareen Kalis (800 Meter) in ihrer Altersklasse nationale Spitze. Nun schreibt dieses Duo Vereinsgeschichte: Butzek und Kalis sind die ersten LC-Mitglieder, die an einer U18-Weltmeisterschaft teilnehmen. Am vergangenen Wochenende reisten die beiden Paderbornerinnen ins ukrainische Donezk, wo vom 10. bis 14. Juli die Welttitelkämpfe stattfinden. Und dort haben sie durchaus Chancen auf das A-Finale.

 

Paderborn. Chantal Butzek und Mareen Kalis haben bislang noch nie in einem Wettkampf das deutsche Nationaltrikot getragen. Für ihr Debüt haben sich die beiden 16-Jährigen vom LC Paderborn nun einen denkbar günstigen Zeitpunkt ausgesucht, denn sie sind ab morgen für den Deutschen Leichtathetik-Verband bei den U18-Weltmeisterschaften in Donezk (Ukraine) am Start. Butzek hat sich über 100 Meter Hürden für die Titelkämpfe qualifiziert. Kalis vertritt die deutschen Farben über 800 Meter.

 

  	   	  Chantal Butzek ist eine Frohnatur. Und die Vorfreude auf die U18-Weltmeisterschaft in Donezk ist ohnehin riesig. Im heimischen Ahorn-Sportpark wurde dafür in den letzten Wochen fleißig trainiert.

Gut gelaunt über die Hürden: Chantal Butzek ist eine Frohnatur. Und die Vorfreude auf die U18-Weltmeisterschaft in Donezk ist ohnehin riesig. Im heimischen Ahorn-Sportpark wurde dafür in den letzten Wochen fleißig trainiert.

„Ich konnte erst gar nicht realisieren, dass ich mitfahren darf. Das ist einfach toll und total cool“, schwärmt Butzek, die morgen früh im Leichtathletik-Stadion von Donezk gleich im ersten Wettkampf der U18-Titelkämpfe gefordert sein wird. Dann nämlich stehen die Vorläufe über 100 Meter Hürden auf der Agenda. Und wenn es nach Butzek geht, sollen noch zwei weitere Rennen folgen. „Mein Ziel ist das A-Finale“, betont die Zehntklässlerin vom Paderborner Gymnasium St.Michael. Dies dürfte durchaus machbar sein, denn Butzek geht mit der siebtschnellsten Meldezeit in Donezk an den Start.

Bei einem Meeting in Dormagen hatte sie Mitte Juni ihre Hürden-Bestleistung auf 13,65 Sekunden nach unten geschraubt. Chantal Butzek, die vor diesem Sommer noch nie die 14-Sekunden-Marke geknackt hatte war plötzlich in ihrer Altersklasse die schnellste Hürdenläuferin Deutschlands. Und der Bundestrainer, der die Paderbornerin eigentlich bei der WM für die 100 Meter eingeplant, disponierte um.

„Chantal hat halt Talent für den Sprint, das Rhythmusgefühl für die Hürden und vor allem keinen Bammel“, urteilt LC Coach Michael Gaentzsch, der die 16-Jährige zusammen mit Bernhard Bensch trainiert. Ob sich Butzek nun dauerhaft für die Hürden entscheidet, sei aber offen. „Wir müssen einfach sehen, wo die Entwicklung hingeht“, sagt Gaentzsch. „Ich würde allerdings ganz gerne die 100 Meter flach laufen. Denn es tut manchmal schon weh, wenn du gegen die Hürde knallst“, schmunzelt Chantal Butzek, auf die der Begriff „Senkrechtstarterin“ wie die Faust aufs Auge passt. Denn die gebürtige Paderbornerin frönt erst seit zwei Jahren der Leichtathletik. Zuvor hatte Butzek sieben Jahre lang Ballett getanzt, um dann beim 1. Paderborner SV einen kurzen Ausflug in die Welt des Schwimmsport zu unternehmen. Doch bei den Bundesjugendspielen 2011 wurde eine Sportlehrerin auf das Talent aufmerksam. Die besagte Lehrerin arrangierte ein Probetraining beim LC Paderborn. Und seitdem geht es für die „Spätberufene“ steil bergauf.

 

       Mareen Kalis vom LC Paderborn.

Ass auf der Mittelstrecke: Mareen Kalis vom LC Paderborn

Mareen Kalis fand hingegen schon in jungen Jahren zur Leichtathletik. Nachdem die damals Siebenjährige mit ihrer Familie 2004 von Lemgo nach Schloß Neuhaus gezogen war, trug sie das Trikot des TSV 1887 Schloß Neuhaus. Knapp fünf Jahre später wechselte Kalis dann zum LC Paderborn in die Trainingsgruppe von Susanne Müller-Krusemark. Dort wurde schnell klar, dass sie vor allem über 800 Meter enorm stark ist. LC-Coach Michael Krusemark übernahm und machte seine Athletin immer schneller.

2011 stand Kalis‘ Bestzeit noch bei 2:15 Minuten, ein Jahr später bei 2:11 Minuten. Und mit ihrer in dieser Saison aufgestellten Bestleistung von 2:06,62 Minuten löste sie nun das Ticket zur U18-WM. „So eine Zeit hatte ich in diesem Jahr eigentlich noch nicht erwartet“, gibt Mareen Kalis zu. Doch mit einer solchen Leistung könnte Kalis in Donezk durchaus eine kleine Chance aufs A-Finale haben. „Mein Ziel ist aber auf jeden Fall das Halbfinale“, erklärt die 16-jährige Schülerin vom Gymnasium Schloß Neuhaus, die ihre Lust an der Leichtathletik in einem Satz zusammenfasst: „Ich laufe einfach gerne.“

Nicht nur deshalb ist Kalis eine pflegeleichte Athletin, wie ihr Trainer berichtet. „Mareen hält akribisch ihre Trainingspläne ein. Und sie ist in allen Bereichen gut ausgebildet“, erklärt Michael Krusemark und hebt die taktischen Fähigkeiten und den starken Schlussspurt seiner Athletin hervor. Schließlich ist sie auch auf den Sprintstrecken stark.

In Donezk werden Kalis und Co. auf jeden Fall mächtig ins Schwitzen kommen. Für die nächsten Tage werden Temperaturen jenseits der 30-Grad- Marke erwartet. „Mir macht das aber nichts aus“, betont Mareen Kalis. Und Chantal Butzek ergänzt: „Hitze ist mein Wetter. Wenn die Sonne scheint, dann strahle auch ich.“

Der Spaßfaktor ist bei den beiden jungen Paderbornerinnen jedenfalls groß. „Ich freue mich riesig auf die WM und auch darauf, viele neue Leute kennen lernen und Kontakte knüpfen zu können“, sagt Butzek und fiebert dem Moment entgegen, wenn sie im DLV-Dress das Stadion betreten wird. „Mit dem Nationaltrikot auf der Haut wird das Adrenalin sicher noch einmal in die Höhe schießen“, betont Chantal Butzek und fügt augenzwinkernd an: „Hoffentlich werden wir dadurch noch schneller.“

 

U18-WELTMEISTERSCHAFT

Mit insgesamt 51 Athleten ist der Deutsche Leichtathletik- Verband in Donezk vertreten. „Es ist die leistungsstärkste Mannschaft, die wir je zu einer U18-WM entsendet haben“, betont DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinka. Die ersten Wettkämpfe starten am Mittwochmorgen. Den Abschluss bilden die Staffelwettbewerbe an diesem Sonntag, 14. Juli, ab 16.25 Uhr (Mitteleuropäische Zeit).  Chantal Butzek ist gleich am Mittwoch um 8.30 Uhr in den Vorläufen über 100 Meter Hürden gefragt. Halbfinale und Finale folgen am Donnerstag (16 und 19.40 Uhr). Mareen Kalis bestreitet am Donnerstag um 10.30 Uhr ihren Vorlauf über 800 Meter. Das Halbfinale ist am Freitag (17.50 Uhr), das Finale steigt am Sonntag um 15.30 Uhr. Chantal Butzek hat die siebtschnellste Zeit (13,65 Sekunden) auf der Meldeliste. Topfavoritin auf den U18- WM-Titel ist die ein Jahr ältere Jamaikanerin Yanique Thompson (13,23). Bei den Titelkämpfen 2011 in Lille waren 13,28 Sekunden vonnöten, um Bronze zu holen. Mareen Kalis ist mit der elftschnellsten 800-Meter-Zeit gemeldet (2:06,62 Minuten). Hier ist die Isländerin Anita Hinriksdottir (2:00,49) die große Goldfavoritin. Bei der WM 2011 musste mindestens eine Zeit von 2:06,56 Minuten gelaufen werden, um ins A-Finale vorzustoßen. Einen Link zur WM gibt es unter: www.iaaf.org/home

Quelle: Neue Westfälische/Frank Beineke (Text), Thomas Finke (Fotos)